Der traditionelle Handel zwischen Industrie- und Entwicklungsländern orientiert sich an folgendem Prinzip: die Preise für Zucker, Kaffee, Kakao etc. werden an der Börse ausgehandelt. Die Produzenten haben somit keinerlei Einfluss auf die Preisbildung. Genauso wenig profitieren sie von steigenden Weltmarktpreisen - etwa bei einer schlechten Ernte. Darüber hinaus sind sie auf die Zwischenhändler angewiesen, an die sie ihre Produkte verkaufen müssen. Die Hungerlöhne, die die Kleinproduzenten in der Regel für ihre Erträge erhalten, liegen meist weit unter dem Weltmarktpreis. Das Geld reicht oftmals kaum zum Überleben; geschweige denn für eine Aus- und Weiterbildung oder eine ausreichende medizinische Versorgung.
Fakt ist: die Landwirte in der sogenannten "Dritten Welt" bauen fast ausschließlich Genussmittel an, die exportiert werden. Bei einer großflächigen Zerstörung der Ernte durch Trockenheit oder ähnliche Umwelteinflüsse fehlt den Produzenten jegliche Lebensgrundlage. Um den Export zu retten werden also zusätzliche Anbauflächen genutzt, die wiederum den Anbau von Grundnahrungsmitteln der Einheimischen einschränken oder vollständig verhindern.
Die Situation der Arbeiter in der Textilindustrie lässt sich ähnlich bewerten. Gesammelte Altkleider werden oftmals auf afrikanischen Märkten günstig angeboten, so dass die einheimische Bekleidungsindustrie mit diesen Niedrigpreisen nicht konkurrieren kann. Die Folge ist der Ruin.
Festgefahrene Strukturen des Welthandels lassen eine "faire" Alternative utopisch erscheinen. Doch der Faire Handel setzt Akzente in eine zukunftsweisende Richtung.
Fair gehandelte Produkte sind in der Regel etwas teurer als nicht-fair gehandelte Waren. Dies erklärt sich dadurch, dass die Erzeugerpreise für fair gehandelte Produkte deutlich über dem Weltmarktpreis liegen. Steigt dieser über den festgesetzten Mindestpreis, wird im Fairen Handel ein bestimmter Betrag auf den Weltmarktpreis aufgeschlagen, so dass die Erzeuger stets einen besseren Preis erhalten. Faire Produkte werden DIREKT bei den Erzeugern gekauft. Eine Minderung des Einkommens durch überflüssige Zwischenhändler kann somit unterbunden werden. Langfristige Abnahmeverträge garantieren den Produzenten
auf Dauer ein gesichertes Einkommen.
Die Produkte werden zum größten Teil vorfinanziert, so dass es den Produzenten möglich ist in Saatgut, Transportmittel etc. zu finanzieren. Durch höhere Einkommen kann außerdem die
Qualität der Produkte stetig verbessert werden. Vielerorts ist bereits auf ökologischen Anbau umgestellt worden. Einige Supermärkte verkaufen mittlerweile fair gehandelte Produkte, die sie über spezielle Vertriebe
beziehen. In Deutschland wurde durch verschiedene Organisationen sowie die Verbraucherinitiative der "TRANSFAIR - Verein zur Förderung des Fairen Handels" gegründet. Er vergibt das
TRANSFAIR-Siegel für fair gehandelte Produkte.
1. Chancen für benachteiligte Produzenten
Der faire Handel steht für nachhaltige Entwicklung und schafft neue Absatzmärkte für wirtschaftlich benachteiligte Kleinproduzenten
2. Transparenz und Rechenschaftspflicht
Der faire Handel steht für transparente Handelsbeziehungen die auf Fairness und Respekt beruhen.
3. Faire Handelspraktiken
Fairhandelsorganisationen streben keine Gewinnmaximierung an und bauen auf langfristige Handelsbeziehungen, die auf Vertrauen und Solidarität beruhen.
4. Faire Bezahlung
Die Preise werden im Fairen Handel im gleichberechtigten Dialog zwischen den Handelspartnern festgelegt.
5. Keine ausbeuterische Kinderarbeit, keine Zwangsarbeit
Der faire Handel lehnt jegliche Art von ausbeuterische Kinder und Zwangsarbeit ab.
6. Versammlungsfreiheit, keine Diskriminierung und Geschlechtergerechtigkeit
Im fairen Handel darf niemand aufgrund seines Geschlechts, seiner Herkunft, Religion, sexuellen Orientierung oder Krankheit benachteiligt werden.
7. Gute Arbeitsbedingungen
Der faire Handel steht für sichere und nicht gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen.
8. Aus- und Weiterbildung
Der Faire Handel fördert vor allem Kleinproduzenten und hilft ihnen, ihre Kompetenzen zu stärken.
9. Förderung des Fairem Handels
Die Organisationen des fairen Handels setzen sich öffentlich für einen gerechten Welthandel ein und klären über die Ziele des Fairen Handels auf.
10. Schutz der Umwelt
Der faire Handel setzt sich für umweltfreundliche Anbaumethoden und Produktionsbedingungen ein.